Grenzen setzen und Selbstbewusstsein stehen in einer engen Beziehung. Dein Selbstbewusstsein bestimmt, auf welcher Stufe der Abgrenzung du dich befindest und wie gut du dich vor Überlastung schützen kannst. Besonders im Berufsleben, wo Anforderungen und Erwartungen hoch sind, spielt es eine zentrale Rolle, gesunde Grenzen setzen zu können. Doch wie gelingt es, sich abzugrenzen, ohne Angst vor negativen Konsequenzen zu haben?

Grenzen setzen lernen: Menschen mit Selbstbewusstsein und Abgrenzung sind faszinierend erfolgreich!
Grenzen zu setzen und erfolgreiche Abgrenzung beschäftigen mich schon lange. Schon so lange, dass ich bereits fasziniert war, als ich von all dem noch gar nichts verstand. Damals arbeitete ich von morgens 09:00 Uhr bis meistens gegen 22:00 oder 23:00 Uhr, oft auch bis in die Nacht. Unser damaliger Chef leistete selbst wenig, erwartete aber umso mehr von uns: vor Ort sein und zwar am besten immer und zwar maximal produktiv. Und dann kam Claudia (Name geändert) als Senior Management Consultant auf das Projekt. Sie kam auch um 09:00 Uhr und ging jeden Abend gegen 19:00 Uhr, mal früher, mal später. Aber nie sehr viel später.
Sie lieferte – wie ich selbst – zuverlässig ab. Trotzdem war es für mich immer ein “Oh mein Gott, wie kann sie nur”-Moment, wenn sie abendlich zu einer Zeit in Richtung Hotel aufbrach, zu der alle anderen noch einige Stunden bleiben würden. Jeden Abend war ich zum Zerreißen gespannt, wie unser Chef reagieren würde, der selbst jedes Mal offensichtlich irritiert war. Und eines Abends passierte es…
Claudia klappte kurz nach sieben ihren Rechner zu und fing an, alles in ihren Rucksack zu packen. Aber in dem Moment fragte unser Chef sie: “Was machst du, Claudia?”. Und Claudia sagte völlig ruhig: “Ich mache Feierabend.” Aber daraufhin sagte unser Chef: “Wir bleiben aber noch einige Stunden.” Und darauf erneut völlig ruhig Claudia: “Ja, und ich mache jetzt Feierabend.” Und dann ging sie freundlich und nach außen hin völlig unbeeindruckt… Unser Chef hat sie danach nie wieder auf ihre Feierabendzeit angesprochen. Claudia war schon wenige Jahre später selbst Chefin von vielen jungen Beratern und Beraterinnen auf vielen Projekten und leitete Business Units in diversen renommierten Beratungsunternehmen.
Ich war schon damals fasziniert – aber weiß erst heute: was war da los? Wie gelang es ihr diese Grenzen zu setzen?
Warum fällt Grenzen setzen oft schwer?
Egal, ob Angestellte oder Selbstständige – viele Menschen arbeiten bis zur Erschöpfung, aus Angst, nicht genug zu leisten oder Erwartungen nicht zu erfüllen. In Branchen mit hoher Arbeitsbelastung ist dieses Phänomen besonders ausgeprägt. Wer nicht bewusst für sich sorgt, läuft Gefahr, sich selbst auszubeuten. Grenzen setzen? Fehlanzeige.
Doch warum ist es so schwer, sich gesund Grenzen zu setzen? Der Grund liegt oft in tief verankerten Glaubenssätzen wie „Ich bin nicht gut genug“ oder „Ich muss immer alles schaffen“. Diese inneren Überzeugungen sorgen für Druck und verhindern eine gesunde Balance zwischen Beruf und Privatleben. Auf so einer Basis kann Grenzen zu setzen natürlich nicht oder nur sehr schwer gelingen.

Endlich Grenzen setzen: Die drei Stufen der Abgrenzung
Es gibt verschiedene Stufen des Grenzen setzen, die stark mit dem eigenen Selbstbewusstsein verknüpft sind. Wer sich seiner selbst sicher ist, hat es leichter, gesunde Grenzen zu setzen. Wer dagegen mit Unsicherheiten kämpft, neigt oft zu extremer Selbstausbeutung – und schafft es wiederum weniger, Grenzen zu setzen.
Grenzen setzen Stufe 1: Gar keine Grenzen setzen – Selbstaufgabe durch Angst
Ein Beispiel für fehlende Abgrenzung ist Martin (Name geändert), ein leitender Angestellter, der täglich 15 bis 18 Stunden arbeitete – zusätzlich zu zwei Stunden Fahrzeit. Mit einem gerade gebauten Haus, einer Teilzeit arbeitenden Ehefrau und drei kleinen Kindern schien es für ihn keine Alternative zu geben. Sein Chef zahlte ihm sogar ein Coaching, damit er „durchhält“.
Ich habe das Coaching erst angenommen, nachdem Martin mir gegenüber unter vier Augen ein anderes Ziel formuliert hatte: “Zehn Stunden und meistens Homeoffice müssen reichen.” Dann zeigte sich: Hinter seinen extremen Arbeitszeiten steckte eine tiefsitzende Angst: die Angst, nicht gut genug zu sein. Martin fürchtete, nicht alles zu schaffen. Und dann würden alle sehen, dass er nicht gut genug war und dadurch würde er seinen Job, das Haus und die Sicherheit seiner Familie verlieren. Sein Glaubenssatz „Ich bin nicht gut genug“ führte dazu, dass er sich bis zur Erschöpfung verausgabte und keinerlei Grenzen setzte.
Grenzen setzen Stufe 2: Aktives Grenzen setzen – Kämpfen gegen den eigenen Druck
Auf dieser Stufe beginnt die bewusste Entscheidung, Grenzen zu setzen – doch in den meisten Fällen oft ohne langfristigen Erfolg.
Ich selbst habe diese Phase erlebt: Vor 15 Jahren konnte ich sonntagabends nicht mehr einschlafen, weil die bevorstehende Arbeitswoche mich innerlich so schwer belastete. Ich hätte den schlauen Weg von Martin und ins Coaching gehen sollen, doch davon wusste ich damals noch zu wenig. Stattdessen entschied ich, früher aus dem Büro zu gehen, bis dahin das Wichtigste zu erledigen und die unerledigten Aufgaben liegenzulassen. Doch anstatt Erleichterung fühlte ich mich weiterhin gestresst. Die Angst vor offenen To-Dos und schlecht vorbereiteten Terminen ließ mich nicht los. Hatte ich hier schon wirklich Grenzen gesetzt?
Diese Form der Abgrenzung bleibt oft oberflächlich, weil die eigentliche Ursache – ein mangelndes Selbstbewusstsein – nicht gelöst ist. Statt echter Entlastung führte mein Kampf gegen die Arbeitsbelastung letztlich zum Burnout. Und der hat mich dann glücklicherweise gezwungen, mich grundlegend mit dem Thema zu beschäftigen und eine echte Lösung zu finden – echtes Grenzen setzen zu lernen.
Grenzen setzen Stufe 3: Natürliches Grenzen setzen – Mit Selbstbewusstsein die richtige Balance finden
Die nachhaltigste Form der Abgrenzung und des Grenzen-Setzens entsteht, wenn du dich innerlich veränderst.
Martin konnte seinen Stress dramatisch reduzieren, indem er seinen tief verankerten Glaubenssatz „Ich bin nicht gut genug“ auflöste. Er lernte, sich selbst mehr zu vertrauen und den Fokus auf das wirklich Wichtige zu legen. Grenzen zu setzen. Das Ergebnis? Weniger Gedankenkreisen, keine Angst vor Misserfolgen – und erstaunlicherweise auch: eine höhere Produktivität.
Der Job macht ihm heute viel mehr Freude als vorher. Sein Arbeitstag besteht nun meist aus weniger als zehn Stunden, oft im Homeoffice. Späte Feierabende kommen vor, sind aber nicht mehr die Regel. Sport, Familie und Freizeit haben einen festen Platz in seinem Leben gefunden. Und obwohl er nicht mehr bis in die Nacht arbeitet, erledigt er heute in weniger Zeit mehr als früher – weil er sich auf das Wesentliche konzentriert, anstatt sich beweisen zu müssen. Grenzen zu setzen ist überraschenderweise kein Thema mehr, um dass sich Martin aktiv bemühen muss. Grenzen zu setzen gelingt ihm ganz natürlich.

Wie kannst du dein Selbstbewusstsein stärken und bessere Grenzen setzen?
1. Überprüfe deine Glaubenssätze
- Welche Überzeugungen treiben dich an?
- Hast du Angst, nicht genug zu leisten?
- Glaubst du, dass du nur durch übermäßige Arbeit wertvoll bist?
Der erste Schritt zur Veränderung ist, diese Muster zu erkennen und infrage zu stellen.
2. Setze klare Prioritäten
- Was ist wirklich wichtig?
- Welche Aufgaben haben den größten Einfluss?
- Wo verschwendest du Zeit für Perfektionismus oder unnötige Arbeiten?
Ein klarer Fokus hilft dir, dich von unwichtigen Dingen zu lösen.
3. Lerne, „Nein“ zu sagen
- Du musst nicht jede zusätzliche Aufgabe übernehmen.
- Respektiere deine eigenen Grenzen – setze und kommuniziere sie klar.
- Akzeptiere, dass nicht alles perfekt sein muss.
4. Sei für dich da
- Arbeite an deinem inneren Dialog.
- Übe dich in Selbstakzeptanz.
- Feiere deine Erfolge, auch kleine Fortschritte.
Selbstbewusstsein ist der Schlüssel zu einer natürlichen Abgrenzung. Wenn du dich selbst als wertvoll und kompetent wahrnimmst, brauchst du keine übermäßige Arbeitszeit, um dich zu beweisen und es gelingt dir viel einfacher, gesunde Grenzen zu setzen.
5. Ändere deine Glaubenssätze
Falls es dir wie mir geht und dich die Schritte 1 bis 4 nicht dauerhaft aus dem Stress bringen, besteht der Königsweg in der Änderung deiner Glaubenssätze über dich selbst. Im Coaching mit Augenbewegungen können Selbsteinschätzungen wie “Ich bin nicht gut genug.”, “Ich darf keine Fehler machen.” oder “Ich werde nicht akzeptiert.” oft erstaunlich schnell und effektiv geändert werden.

Fazit: Grenzen setzen beginnt im Kopf
Selbstbewusstsein im Job bedeutet nicht nur, sich durchzusetzen, sondern auch, sich selbst zu schützen. Grenzen zu setzen ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Stärke. Wer es schafft, seine inneren Überzeugungen zu verändern, kann sich auf natürliche Weise abgrenzen – ohne Schuldgefühle und ohne das Gefühl, nicht genug zu leisten.
Letztendlich ist es genau dieses Selbstbewusstsein, das nicht nur die eigene Zufriedenheit, sondern auch die berufliche Leistungsfähigkeit nachhaltig steigert.
Und, welcher hinderliche Glaubenssatz treibt dich gerade noch an und hindert dich am Grenzen setzen?
Gemeinsam können wir ihn auflösen! Hier erfährst du mehr über unser Coaching-Angebot.
Alles Liebe,
