Was ist Selbstbewusstsein? Ein unterschätzter Baustein für ein schönes Leben
Selbstbewusstsein ist in aller Munde. Hierzulande, also in Mittel- und Westeuropa und Nordamerika, lebt ein Großteil der Bevölkerung ein Leben, in dem es darum geht, es möglichst gut zu haben, möglichst viel zu erreichen und Erfolg zu haben – und natürlich möglichst viel zu erleben.
Wir versuchen unser Leben dahingehend zu optimieren – und du wirst viele Angebote von Shampoo bis Weltreise finden, die genau dieses Streben beantworten wollen. Was viele Menschen dabei nicht bedenken: Wohlstand, Erfolg und erfüllende Erlebnisse setzen ein gesundes Selbstbewusstsein voraus.
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Selbstbewusstsein spielt eine tragende Rolle in allen Lebensbereichen
Selbstbewusstsein im Job: Wer möchte nicht bei der nächsten Präsentation vor Kund:innen oder Kolleg:innen mit einem souveränen Auftritt beeindrucken? Oder dem Chef oder der Chefin klar machen, dass eine ordentliche Gehaltserhöhung längst überfällig ist?
Auch Beziehungen gelingen mit einem gesunden Selbstbewusstsein einfach besser: Traust du dich, für deine Bedürfnisse einzustehen und zu sagen, was du wirklich möchtest? Beispielsweise, wenn es um die Planung des nächsten freien Wochenendes mit deinem Partner oder deiner Partnerin geht? Oder dass du mal für dich sein möchtest und dein Ding machen willst? Oder was du dir beim Sex wünschst? Die Liste ließe sich fortsetzen für Freundschaften und Familie, Finanzen, Gesundheit, Hobbies – all diese Dinge funktionieren weitaus besser, wenn du weißt, was du willst, und dich entsprechend äußern, fühlen und verhalten kannst und darfst.
Viele Menschen leiden jedoch unter mangelndem Selbstbewusstsein
Wenn dir das an der einen oder anderen Stelle noch nicht so gut gelingt: kein Problem, du bist in guter Gesellschaft mit vielen anderen Menschen, denen es genauso geht. Die gute Nachricht ist, dass du mit den richtigen Strategien gezielt und effektiv an deinem Selbstbewusstsein arbeiten kannst. Falls du dich jetzt fragst: Aber was ist Selbstbewusstsein? Und wie geht das? Dann bist du genau hier genau richtig. In diesem Artikel erklären wir, was Selbstbewusstsein ist, welche die vier verschiedenen Ebenen sind, wie du herausfinden kannst, welche für dich besonders relevant sind und wie du jede einzelne gezielt stärken kannst.
Mangelndes Selbstbewusstsein betrifft fast jeden 2. Erwachsenen
Schon 2015 ergab eine repräsentative Umfrage unter jungen Erwachsenen (1), dass 46 % von ihnen gern selbstbewusster wären. Ganze 88 % waren mit ihrem Charakter unzufrieden. Und das in einem Alter, wo die Elterngeneration gern sagt: dir steht doch alles offen! Worum machst du dir Sorgen? Man merke – diese Zahlen wurden lange vor Corona und vor dem Krieg in Osteuropa erhoben. Es bleibt zu vermuten, dass die Entwicklungen der jüngsten Zeit nicht nur positive Effekte auf das Selbstbewusstsein unserer Gesellschaft haben.
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Was ist Selbstbewusstsein? Ebene 1 – Selbstbewusstes Verhalten
Schauen wir uns zuerst die offensichtlichste Ebene an, das Verhalten! Verhalten ist das Einzige, was wir an Menschen wirklich wahrnehmen anstatt nur interpretieren können. Insbesondere fällt fehlendes Verhalten, das oft auf mangelndes Selbstbewusstsein zurück geht, auf:
Wenn wir eben nicht die Möglichkeit zur großartigen Präsentation wahrnehmen, wenn wir nicht sagen, was wir am kommenden Wochenende tun möchten oder beim ersten Gegenwind nicht dafür einstehen oder ganz generell eher tun, was andere möchten oder Dinge lieber gleich ganz meiden. Und natürlich kann es dafür jede Menge weitere Gründe geben, aber wenn wir ehrlich in uns selbst hineinhorchen, erhalten wir erstaunlich oft eine klare Antwort.
Nur kann es deshalb das Ziel sein, all diese Dinge trotz der schlechten Gefühle, die sie hervorrufen mögen, trotzdem zu tun? Tatsächlich machen das nach meiner Erfahrung sehr viele Menschen! Und vielleicht weißt du aus eigener Erfahrung: Das ist ganz schön anstrengend.
Ein großer Teil unserer Klient:innen kommt nicht deshalb ins Coaching, weil normale Alltagsaufgaben schlechte Gefühle machen, die dazu auch noch Kraft kosten, sondern weil genau diese Kraft sich dem Ende nähert. Das typische Alter für das erste Coaching ist deshalb oft nach dem 35. Lebensjahr und nicht davor. Das Problem ist dabei nicht nur, dass das Leben so viel weniger Spaß macht, sondern dass wir unsere negative Erwartungshaltung an die Reaktionen unserer Mitmenschen und letztlich unsere negative Sicht auf uns selbst unbewusst über unsere Körpersprache, unsere Wortwahl und zahllose weitere versteckte Signale ausstrahlen und uns all das damit zusätzlich unnötig schwer machen.
Selbstbewusstsein bedeutet deshalb für uns nicht, Dinge zu tun, zu erleben oder zu denken, für die man sich nicht bereit fühlt. Es ist vielmehr der innere Zustand, bei dem Erfolg und Vertrauen selbstverständlich Hand in Hand gehen. Und diesen Zustand kann jeder Mensch lernen. Dazu hast du zwei Möglichkeiten! Erstens: Üben. Was? Ja, genau: Versuche die Dinge immer wieder so zu tun, als ob sie dir leichtfallen würden. Was anfangs seltsam klingen mag, führt auf Dauer zu einer Übertragung der äußeren Haltung auf deine innere Haltung. Deutlich weniger anstrengend und vor allem deutlich schneller ist allerdings meistens die zweite Variante, nämlich eine gezielte Änderung deiner konkreten Denkmuster.
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Was ist Selbstbewusstsein? Ebene 2: Unbewusste Denkmuster
Wir alle haben diese oder ähnliche Szenen schon dutzende Male beobachtet und doch meistens nicht bewusst wahrgenommen: Eine professionelle Leichtathletin bereitet sich bei einem Wettbewerb auf den alles entscheidenden Sprung vor. Bevor sie losläuft, scheint sie den gesamten Ablauf im Kopf mehrfach durchzuspielen. Kopf und Körper wippen dabei im Rhythmus des Anlaufs und sogar den Absprung und die erfolgreiche Landung scheint der Zuschauer anhand der leichten Bewegungen miterleben zu können. Aber was passiert in diesen Momenten eigentlich genau?
Profisportler:innen und ihre Coaches wissen: du kannst nichts tun, was du dir nicht vorstellen kannst. Oder andersrum: Wenn du vor dem inneren Auge wie selbstverständlich einen Film ablaufen lassen kannst, wie du etwas erfolgreich tust, steigt die Wahrscheinlichkeit rapide an, dass du beim tatsächlichen Tun das erwünschte Ergebnis erhältst. Da arbeitet konkretes Selbstbewusstsein!
Doch leider funktioniert dieser Mechanismus auch in der anderen Richtung: Wenn ich z.B. mit der Enduro (Stefans Motorrad, Anmerkung von Angie 😉 ) auf einen kleineren Baumstamm zufahre, der vor mir quer über dem Weg liegt, beobachte ich mich genau: Fahre ich in meiner Vorstellung leicht und fluffig darüber? Oder bleibe ich hängen und fliege inklusive schmerzhafter Landung über den Lenker? Anders gesagt: ich prüfe mein Selbstbewusstsein! Im letzten Fall halte ich mittlerweile lieber kurz an, hinterfrage meine Tagesform, mache mir noch einmal die Baumstamm-Technik klar und konzentriere mich auf den positiven Ablauf, bis er wie von selbst als Film im inneren Kino abgespielt wird.
Der springende Punkt hierbei ist: Diese und andere Denkmuster laufen im Alltag durchgehend meist unbewusst in uns ab. Wie gute und schlechte Angewohnheiten, die uns nach der langen Zeit gar nicht mehr als solche auffallen. Und so kann es sein, dass wir für die nächste Präsentation, die Gehaltsverhandlung oder das Gespräch mit Partner oder Partnerin die negative Reaktion des Gegenübers schon vorwegnehmen. Mit anderen Worten: du gehst unbewusst davon aus zu scheitern. Wer könnte da selbstbewusst sein?
Die gute Nachricht ist, dass sich unsere inneren Filme, Bilder und auch Dialoge (wer von uns hat keinen inneren Kritiker?!) meist erstaunlich bereitwillig verändern lassen. Es ist geradezu so, als ob unser Gehirn aktiv will, dass es uns gut geht und wir erfolgreich und glücklich sind. Sobald wir uns der automatisch ablaufenden Denkprozesse bewusst sind, können wir sie willentlich verändern.
Unser Unterbewusstsein übernimmt die veränderten Abläufe oft schon nach wenigen Wiederholungen – tatsächlich reichen manchmal bereits eine Hand voll – wie von selbst in sein Repertoire auf und lässt die alten Gewohnheiten erfreut fallen. Und was fast noch interessanter ist: Meistens musst du gar nicht die Handlung des inneren Films ändern. Ganz im Gegenteil ist die Wirkung meistens noch größer, wenn du einfach mit den Einstellungen der Kamera experimentierst: Helligkeit, Farbintensität, Schärfe, Zoom, Kontrast etc. Die Kameraeinstellungen machen einen so grundlegenden Unterschied, dass sich die Handlung des Films anschließend von selbst umschreibt… Ausprobieren lohnt sich! So geht einfache und zugleich elegante Arbeit am Selbstbewusstsein!
Stell dir einfach vor, du hättest bereits eine Weile erfolgreich mit den Kameraeinstellungen an deinen inneren Filmen gearbeitet. Was glaubst du, passiert dann? Richtig, du wirst dir weniger Gedanken darum machen müssen, wo du eigentlich besser sein möchtest. Weil dir vieles mit viel mehr Selbstbewusstsein von der Hand geht. Stattdessen wird eine andere Frage interessanter, nämlich: Was will ich eigentlich? Und da wird die nächste Ebene des Selbstbewusstseins spannend: Deine Werte.
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Was ist Selbstbewusstsein? Ebene 3: Werte und Ziele
Die meisten Menschen kommen mit einem konkreten Thema ins Coaching, z.B. wie kann ich mein Selbstbewusstsein stärken und was ist Selbstbewusstsein eigentlich? Viele Klienten decken im Gespräch außerdem das weitere, breitere Thema auf, dass ihr Leben sie nicht erfüllt. Dass sie zu wenig Spaß haben, sich alles fad und fremdgesteuert anfühlt und überhaupt die Richtung fehlt.
Der Grund ist meistens so simpel wie naheliegend: Viele von uns leben nicht ihr eigenes Leben, sondern folgen den Ideen, die von anderen – Eltern, Freund:innen, Lehrer:innen – als erstrebenswert dargestellt werden. Und so landen wir in einem Korsett aus Sicherheit, Karriere, Geld und traditionellen Beziehungen. Viele Menschen haben sich in ihrem Leben schlicht noch nicht die sehr einfache Frage gefragt: Was ist mir wichtig? Und zwar jenseits dessen, was sozial erwünscht ist?! Und dann wundern wir uns, dass uns unser Leben nicht erfüllt. Aber wie sollte es das tun, wenn wir die Wünsche anderer Menschen erfüllen, anstatt selbstbewusst Verantwortung für unser eigenes Leben zu übernehmen?
Wie großartig wäre es, zu wissen, was dir wirklich im Leben wichtig ist? Du könntest z.B. viel einfacher Entscheidungen treffen: Womit möchtest du deine Zeit verbringen? Privat und vor allem beruflich? Und mit wem? Und was möchtest du dabei fühlen und erleben? Wie wäre es, einen solchen inneren Kompass zu haben, der dir im Wesentlichen zuverlässig die richtige Richtung weist? Und dich dein Leben erfüllt genießen lässt?
Der Schlüssel dazu sind deine Werte, also deine Wahrheiten darüber, was für dich gut und wichtig ist: Liebe, Freiheit, Spaß, Familie, Erkenntnis, Miteinander, Erfolg etc.
Tatsächlich haben unserer Meinung nach alle Menschen im Wesentlichen dieselben Werte, allerdings mit völlig unterschiedlicher Priorität und um genau die geht es. Sobald du dir deine fünf Top-Werte (selbst-)bewusst gemacht hast, wirst du sie erstens so schnell nicht wieder vergessen und zweitens wirst du mehr oder weniger automatisch die wichtigen Dinge in deinem Leben “be-Werten” – also anhand deiner Werte einordnen und merken, was dich tatsächlich erfüllt und was gar nicht du bist.
Und vor allem: sind deine Werte gute Bauanleitungen für deine konkreten Lebensziele. Ziele, die eine so große Anziehungskraft haben, dass du die vielen kleinen Entscheidungen jeden Tag ohne Nachdenken automatisch und voller Selbstbewusstsein richtig triffst und diese Ziele fast nicht mehr verfehlen kannst. Was du dafür tun musst? Definiere Ziele, die zu deinen Werten passen und stelle dir zehn Minuten lang vor, du hättest das Ziel bereits erreicht. Was siehst du, hörst und fühlst du dann? Auch ausprobieren! Das Beste daran ist: dein Leben wird nicht erst erfüllt und schön, wenn du deine Ziele erreichst, sondern bereits dann, wenn du dich auf den Weg machst! Es ist, als ob dein Körper, dein ganzes System, merkt, dass du voll und ganz das Richtige tust…
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Was ist Selbstbewusstsein? Ebene 4: Glaubenssätze und Identität
…es sei denn? Genau, es sei denn, du hast trotzdem nicht das Gefühl ein erfülltes Leben zu führen, weil deine Werte zu sehr von unbewussten Vermeidungsstrategien zum Schutz vor Wiederholungen früherer Verletzungen geprägt sind, oder weil du – wie viele andere Menschen auch – über die Jahre unbemerkt einschränkende Meinungen über die selbst kultiviert hast. Dazu zählen z.B.: Ich bin nicht gut genug. Ich bin nicht kompetent. Ich bin uninteressant. Und so weiter.
Mit etwas Glück weißt du, dass diese Meinungen über dich selbst objektiv falsch sind. Dennoch fühlen sie sich in bestimmten Situationen immer wieder sehr wahr an. Und bringen dich in einen denkbar schlechten und unflexiblen Zustand. Aus unserer Sicht führt der Königsweg in dem Fall direkt ins Coaching, sei es im Einzelsetting oder als Gruppenseminar. Zwar gibt es auch hier Bücher und Übungen, die diese Themen aber selten effektiv lösen. Im Coaching kann dagegen schnell aus einem belastenden “Ich müsste mehr aus mir machen.” ein unterstützendes “Ich bin auf meinem richtigen Weg.” werden.
Fazit
An Deinem Selbstbewusstsein kannst du also auf mindestens vier Ebenen arbeiten – drei davon gehen über das, was du sonst über Selbstbewusstsein gelesen hast, hinaus. Natürlich kannst du einfach an deinem Verhalten arbeiten, aber wie du in diesem Artikel erfahren hast, kannst du dein Selbstbewusstsein viel effektiver aufbauen! Du kannst deine Denkstrategien ändern, dir deine Werte bewusst machen, passende Ziele setzen und an deinen Überzeugungen über dich selbst arbeiten. Selbstbewusstsein ist damit so viel mehr als forsches oder lässiges Auftreten! Es bedeutet zunächst wahrzunehmen, wie du dich selbst fühlst und siehst, welches Leben du eigentlich leben möchtest und vor allem: werde dir bewusst, dass du derjenige bist, der entscheidet, wer er sein möchte und IST!
Die wesentlichen Fingerübungen haben wir oben genannt: Kameraeinstellungen ändern, um Denkstrategien zu verändern, dich auf deine eigenen Werte fokussieren und deine dazu passenden Ziele vorstellen, als hättest du sie bereits erreicht. Wenn das nicht dauerhaft hilft oder zu schwierig ist, spielen möglicherweise tiefer liegende Überzeugungen eine Rolle, die am besten im Coaching aufgehoben sind – oder du bist einfach nicht der alleine-machen-Typ. Wie auch immer: wir unterstützen dich gern.
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Wir möchten, dass noch mehr Menschen ihr Lieblingsleben leben und lieben können. Und wir träumen von den Auswirkungen auf die Welt, wenn das immer mehr Menschen erleben dürfen: Glück innen spüren, anstatt es außen verzweifelt suchen zu müssen, sich bei anderen Menschen angenommen und gemocht zu fühlen und mit sich ok zu sein. Wie nachhaltig, friedlich und freudvoll wäre diese Welt? Eben.
Hier geht es zu unserem Kontaktformular – gerne beraten wir dich in einem unverbindlichen Erstgespräch.
Verrate uns gerne in den Kommentaren: Was hat dir geholfen selbstbewusster zu werden?
Alles Liebe,
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